E s dürfte Sektor 13 gewesen sein, in dem ich damals gestrandet bin. Bäuchlings die Matratze umklammernd, mit den Beinen rhythmisch strampelnd, blickte ich ab und zu zurück an den Strand, wo die Sonnenschirme und Liegestühle standen. Mutter hatte dort wie immer ihr Strickzeug dabei, Vater blieb stur im Schatten, döste oder unterhielt sich mit den Nachbarn, die in Rimini in den späten 60er-Jahren fast alle Deutsch sprachen.
Als ich wieder an Land ging, sahen die Sonnenschirme und Liegestühle identisch aus wie die unsrigen, nur von meinen Eltern fehlte jede Spur — unbemerkt hatten mich Wind und Strömung weggetrieben. Die Umkleidekabinen von Sektor 13 könnten heute jene von anno dazumal sein. Nur fehlen an diesem windigen Tag in der Vorsaison die Touristenheere und Sonnenliegen. Leere Bierflaschen neben einem Schild, das den Zutritt zum Strand zwischen ein Uhr nachts und sechs am Morgen verbietet, lassen ahnen, warum das so ist.
Todestages wird es in diesem Jahr eine Reihe von Gedenkveranstaltungen geben. Gnassis jüngstes Projekt, eine Grünzone entlang der Strandpromenade, existiert zwar vorläufig nur als Computersimulation. Für den jungen Fellini verkörperte es den Traum von Reichtum und orientalischem Glanz.
Bei späteren Besuchen in der Heimatstadt logierte Fellini stets in der Suite , die man heute ab Euro pro Nacht mieten kann.
Jene grotesken Bilder mit prallen nackten Frauen, die der manische Zeichner an den Rand seiner Traumnotizen malte, blättert sie aber verschämt schnell wieder um. Lieber erklärt die Kunsthistorikerin anhand vergilbter Fotografien Riminis Geschichte als ältester Badeort an der Adria.
